Grad wenn Sie mit Kolleginnen und Kollegen auf Distanz zusammenarbeiten, ist es schlecht, Probleme oder Vorkommnisse, die Sie nicht verstehen oder nicht gut finden, liegen zu lassen. Derartiges sollten Sie ohne grösseren Zeitabstand ansprechen – häufig eignet sich der nächste Tag ganz gut (weil sie vielleicht noch etwas „abkühlen“ müssen). Und seien wir ehrlich, das sollte man auch so handhaben, wenn Sie nicht im Homeoffice arbeiten. Bei virtueller Zusammenarbeit ist das Prinzip aber noch einen Tick wichtiger.
Der Grund ist ein einfacher: Wenn Sie nur virtuell mit jemandem zusammenarbeiten, dann gibt es plötzlich keine Kaffeepause und keinen Mittagstisch mehr. Dort würden Sie beim vis-à-vis Zusammensitzen in der Kantine, beim Pausenschwatz en passant merken, dass alles in Ordnung ist – oder eben nichts mehr in Ordnung ist. Es gibt mit anderen Worten fast keine oder zumindest deutlich weniger spontane, zufällige Gelegenheiten mehr, sich implizit seiner Beziehungsbasis mit jemand anderem zu versichern. Also muss man es verstärkt explizit tun.
Und nein, das tun Sie meist besser nicht schriftlich – weder per Chat noch per Mail. Ausnahmen gelten etwa, wenn Sie später nachweisen können müssen, dass und wie Sie es gemacht haben, oder wenn Sie dem mündlich Gesagten Nachdruck verleihen wollen. Beides ist aber eine Eskalation. Probleme sollten Sie von Angesicht zu Angesicht ansprechen. Im Homeoffice geht auch per Telefon oder Videotelefonie. Und Sie sollten es bilateral machen, nicht vor Publikum.
Ich will ganz ehrlich sein, da habe ich bisweilen ein paar Dinge falsch gemacht. Und ich mache es immer noch ab und zu falsch. Aber ich glaube ich mache es seltener falsch als früher. Man lernt nie aus. Und wir alle sind nur Menschen.
Mal habe ich gar nicht reagiert – «hach, einmal ist keinmal und warum soll ich mir jetzt die Mühe machen, jemandem Feedback zu geben, ihm zu sagen, dass ich ihr Verhalten nicht gut fand und warum. Das ist aufwändig und vielleicht findet mich die Person danach doof. Vielleicht wars ja nur ein einmaliger Ausrutscher und dann müsste ich ja gar nichts sagen, es erledigt sich von selber.»
Mal habe ich zu spät reagiert. «Hm, jetzt ist grad ungünstig und nächste Woche haben wir eh eine Sitzung zusammen, dann kann ich es da gut anbringen.» Ja, vielleicht. Aber vielleicht drehen sich bei Ihnen und Ihrem Gegenüber in der Zwischenzeit die Gedanken. Rufen Sie doch einfach am nächsten Tag – oder wenn die Situation passt, auch sofort – kurz an. Ist meist in 5-10 Minuten erledigt.
Mal habe ich nur schriftlich reagiert, weil ich irgendwie gar nicht realisiert habe, dass ein bestimmter Hinweis an sich schon eine Kritik war. Und diese sollte man wirklich besser telefonisch anbringen. Kommt fast immer besser an.
Je nach Typ und Charakter Ihres Gegenübers muss das Feedback direkter oder weniger direkt sein. Stellen Sie aber sicher, dass es wirklich verstanden wurde. Hören Sie da auf Ihr Bauchgefühl. Im Zweifel sagen Sie einfach kurz, dass Sie etwas nicht so gut fanden und gerne ein Feedback geben würden. Und wenn Ihr Gegenüber einverstanden ist, geben Sie ihr Feedback mehr oder weniger ungeschminkt. Wenn Sie unsicher sind, wie man Feedback gibt, finden Sie online gute Tipps.
Und hey, denken Sie daran: Auch Sie selber sollten für Feedback offen sein und jeder und jedem, der Ihnen Feedback gibt, dankbar sein und dies auch offen zeigen.
Fazit zum Mitnehmen:
- Sprechen Sie Probleme immer rasch an – am besten am nächsten Tag.